Gletscherwasser als Lebensader
Visperterminen im Kanton Wallis ist den meisten für seine hochgelegenen Rebberge und seinen Weisswein Heida bekannt. Für MARTY ging es rund um das Westschweizer Bergdorf allerdings um eine deutlich nüchternere Aufgabe: die dringend notwendige Sanierung der Wässerwasserleitung, die dort für Landwirtschaft und Löschwasser unverzichtbar ist.
Das Vispertal wird für seine unverfälschte Natur geliebt und ist ein wahres Wanderparadies. Keine leichten Rahmenbedingungen, um dort auf 1700 Meter Seehöhe rund 3 Kilometer Wasserleitungen zu verlegen. Quer durch Wald- und Alpflächen und möglichst zeit- und bodenschonend. Die Vorgaben der Bauherrschaft sahen zudem vor, dass das Verteilernetz den Sommer über immer in Betrieb sein muss, weil sonst die Landwirtschaft Gefahr läuft, auf dem Trockenen zu sitzen. Als Bauzeit veranschlagte man insgesamt 12 Monate, die sich über einen Zeitraum von 2 Jahren lediglich auf Frühling und Herbst verteilen durften.
«Wir haben es in gerade einmal 18 Wochen geschafft», erzählt Werner Marty stolz, der diese Zeitersparnis vor allem der reichhaltigen Erfahrung und Expertise des Unternehmens im Wasserleitungsbau zuschreibt. «Wir verzichteten darauf, konventionelle Grabungsarbeiten kilometerlang durch schützenswertes Naturgebiet durchzuführen und öffneten stattdessen lediglich die bestehende, ehemals noch von Hand gebaute Betonrohrleitung an einzelnen Einzugsstellen, um dort die neuen PE-Wasserrohre einzuziehen.» Teilweise konnten so bis zu 300 Meter-Teilstücke saniert werden, ohne auch nur eine einzige Baggerschaufel in den unberührten Waldboden oder wertvolle Alpflächen setzen zu müssen.
«Unserem meist fünfköpfigen Team mit Polier Ignaz Beeler vor Ort sowie Projektleiter Ignaz Beeler kam da sicher auch die umfassende Spülbohrungserfahrung zugute, die wir über die Jahre sammeln konnten», ist sich Geschäftsleiter Werner Marty sicher. Zudem wurde sein Unternehmen in der Vergangenheit bereits mit ähnlichen Bauprojekten in heikler Naturlandschaft beauftragt und war daher bestens vorbereitet und ausgerüstet: vom Einsatz ökologisch abbaubarer Schmiermittel bis zu möglichst bodenschonenden Schreitbagger oder gar Spezialseilwinden im steilen, unwegsamen Gelände. Die naturnahe Umgebung forderte aber auch von den MARTY-Bauarbeitern selbst grossen körperlichen Einsatz: Am Ende mancher Arbeitstage, von denen jeder einzelne aufgrund der knappen Zeitfenster mit klar definierten Tageszielen genau geplant und durchgetaktet war, zählte so mancher von ihnen nicht selten 20'000 zurückgelegte Schritte und mehr.
Ausgangspunkt der Sanierungsarbeiten war das sogenannte Wasserschloss, welches durch eine Leitung direkt durch ein Bergmassiv von Gletscherwasser gespeist wird, um so in einer der niederschlagärmsten Gebiete der Schweiz für eine ausreichende Bewässerung der Landwirtschaft sowie für genügend Löschwasser zu sorgen. «An dieser Leitung mitten durch den Fels arbeiteten die Walliser rund 70 Jahre lang. Angeblich scheiterten in den Jahren auch mehrere Baufirmen daran oder gingen – noch schlimmer – wegen diesem einen Projekt sogar in Konkurs», weiss Werner Marty über diese historische Pionierleistung zu berichten.
Sein Team konnte dank dieser aufopfernden Berufskollegen daher bereits von jenem Wasserschloss wegarbeiten, bei dem übrigens auch Strom mittels Wasserkraft gewonnen wird. Die MARTY-Bautrupps verlegten im Verteilernetz insgesamt 3 Kilometer PE -Rohre im Durchmesser von 100 bis 400 mm. Die einzelnen Rohre wurden dabei vor Ort spiegelgeschweisst, vereinzelt kamen dafür aber auch E-Muffen zum Einsatz.
Neben zahlreichen, auf die gesamte Leitungslänge verteilte, kleine Einzugsstellen baute man im Verlauf einen begehbaren Kontrollraum sowie einzelne, elektrisch betriebene Schieber ein, um so den Wasserfluss in den Rohren optimal steuern zu können. Und genau diese elektronische Steuerung stellte sich als echte Herausforderung heraus. «Neben der grossen Wasserleitung musste dafür auch noch ein wesentlich kleineres Kabelschutzrohr eingezogen werden. Ohne, dass dieses von der Wasserleitung zerdrückt und beschädigt werden darf», erinnert sich Werner Marty zurück. Um das auch sicher gewährleisten zu können, mussten vom Bautrupp für dieses verhältnismässig dünne, unscheinbare Rohr deutlich mehr Zwischengruben als geplant gegraben werden.
Die endgültige Fertigstellung und Inbetriebnahme des Verteilernetzes erfolgten nach der Winterpause im Frühling 2023. Für das idyllisch gelegene Bergdorf Visperterminen ist damit nicht nur die so wichtige Wasserversorgung weiterhin gesichert, sie erspart sich auch einiges an Geld: Dank deutlich weniger baulicher Eingriffe und Veränderungen in der umliegenden Naturlandschaft als ursprünglich geplant, spart die Bauherrschaft nämlich massiv an ökologischen Ersatz- und Ausgleichsmassnahmen, die der Kanton dafür im Gegenzug gesetzlich vorschreibt. Nach einem solchen, für den Auftraggeber höchst erfreulichen und gelungenen Projekt sollten sich Wanderer und Naturgeniesser also nicht wundern, sollten sie die fleissigen MARTY-Bautrupps schon demnächst wieder für ein anderes wichtiges Projekt orangerot leuchtend in der schönen Walliser Landschaft arbeiten sehen.
Sanierung Wässerwasserleitung, Wallis
Auftraggeber: Gemeinde Visperterminen
Projektleiter Auftraggeber: Emch+Berger Gruppe / Markus Heinzmann
Projektleiter MARTY: Ignaz Beeler bzw. Sandra Müller
Zeitraum Arbeiten: 3 Bauetappen zwischen Herbst 2021 und Frühling 2023 (insgesamt 18 Wochen)
Umfang
- Sanierung Wässerwasser-Verteilernetz auf insgesamt 3 km Länge
- Verlegung von PE-Rohren (im Durchmesser 400 mm auf 1660 m, 315 mm auf 470 m, 250 mm auf 740 m sowie 100 mm auf 2400 m)
- PE-Rohre spiegel- bzw. mittels E-Muffen verschweisst
- insgesamt 21 Einzugsstellen
- insgesamt 9 Schieber eingebaut, davon 5 für elektronisch steuerbaren Wasserdurchfluss
- Errichtung begehbarer Verteilerschacht
- Errichtung von einem Löschbecken
Eingesetztes Inventar (u.a.)
- Schreitbagger Kaiser S2
- Schreitbagger Menzi Muck A20
- Raupenbagger Menzi Muck 100
- Raupenbagger CASE 16 to
- Spiegelschweissanlage
- Seilwinde auf Raupen
Weitere Einblicke
Aus dem Leben eines MARTY-Urgesteins
Im Jahr 1982 begann Christian Eggenberger bei MARTY als Saisonarbeiter. Mit ihm und Seniorchef Werner Marty zählte das Unternehmen damals gerade einmal fünf Mitarbeiter. Heute, mehr als vier Jahrzehnte später, ist «der Chrigel» selbst im FAR-Ruhestand noch immer ab und zu während der Sommermonate auf Baustellen tätig. Wir haben ihn an einem dieser Arbeitstage begleiten dürfen.
Leitungsbau am Limit
Ein Gelände mit 45 Grad Gefälle und nur wenige Monate Zeit: nicht so einfache Rahmenbedingungen für die dringend notwendige Erneuerung einer Druckleitung des Elektrizitäts- u. Wasserwerks (EW) Mels, welche die Sarganserländer Gemeinde sowohl mit Trinkwasser als auch Strom versorgt. Dank professioneller Zusammenarbeit aller beteiligten Unternehmen konnten die dafür nötigen Arbeiten wie geplant im September 2023 erfolgreich abgeschlossen werden. Eine Zusammenfassung eines bemerkenswerten Projekts.