Reportage
Porträt Christian Eggenberger 07|2024

Aus dem Leben eines MARTY-Urgesteins

Im Jahr 1982 begann Christian Eggenberger bei MARTY als Saisonarbeiter. Mit ihm und Seniorchef Werner Marty zählte das Unternehmen damals gerade einmal fünf Mitarbeiter. Heute, mehr als vier Jahrzehnte später, ist «der Chrigel» selbst im FAR-Ruhestand noch immer ab und zu während der Sommermonate auf Baustellen tätig. Wir haben ihn an einem dieser Arbeitstage begleiten dürfen.

6 Uhr 30. Mehrere Bautrupps haben sich pünktlich auf dem Azmooser Firmengelände eingefunden und beladen im Depot ihre Fahrzeuge mit der notwendigen Ausrüstung und den erforderlichen Materialien. Kurz werden der bevorstehende Arbeitstag besprochen und zwischen den Kollegen noch ein paar persönliche Worte gewechselt, ehe sich die einzelnen Teams in alle Himmelsrichtungen verteilen, um ihr Tagwerk zu beginnen.

Unter den Bauarbeitern ist heute auch Christian Eggenberger. Mit seinen 64 Jahren strotzt er immer noch vor Energie und strahlt eine wohltuende Ruhe aus viel Erfahrung und Praxiswissen aus. Im VW-Transporter auf dem Weg in den Wartauer Ortskern, wo er mit der Sanierung der Abwasserleitungen beschäftigt ist, gibt er Einblicke in seine ungebrochene Motivation und weshalb er den wohlverdienten Ruhestand gelegentlich gern unterbricht: «Ich bin immer schon gern zeitig in der Früh aufgestanden und zur Arbeit gegangen – sonst würde ich das heute auch nicht mehr machen. Und ich will nach wie vor auf dem Bau das Beste abliefern.» Die erstaunlich lange, 40-jährige Treue zu seinem Arbeitgeber ist für ihn damit schon fast beantwortet. «Ich teile diese Einstellung zu 100 Prozent mit MARTY. Ausserdem ist es auch mir immer wichtig gewesen, dass der Kunde am Ende zufrieden ist. Davor verlässt man keine Baustelle», ergänzt der langgediente Mitarbeiter.

Die kurze Fahrt endet neben dem Wartauer Dorfbrunnen an der Poststrasse. Bevor Christian mit den Kollegen in der Baugrube am Betonfundament für die Verteiler weiterarbeiten kann, muss zunächst noch Wasser abgepumpt werden, das sich über Nacht angesammelt hat. Danach besteigt Christian einen Raupenbagger und beginnt in der engen Häuserschlucht Erdmaterial auf einen Anhänger zu schaufeln. Assistiert von seinem Kollegen Antonio, der Christians Schaufelbewegungen an heiklen oder uneinsehbaren Stellen mit einfachen Handzeichen dirigiert. Ein eingespieltes Duo, das sich seit gut 25 Jahren bestens kennt und bereits auf unzähligen Baustellen Schulter an Schulter für MARTY tätig gewesen ist.

«Hier im Untergrund sind immer wieder bestehende Leitungen im Weg. Teilweise mussten wir diese sogar mühsam aus Beton rausspitzen. Die alle beim Baggern heil zu lassen, ist eigentlich die grösste Herausforderung», erklärt Christian in einer kurzen Arbeitspause. «Aber bis jetzt läuft alles nach Plan.»

Ähnlich reibungslos ist auch der berufliche Werdegang des Grabsers verlaufen. Auf dem elterlichen Bauernhof aufgewachsen, absolvierte der junge Chrigel zunächst eine Ausbildung am Landwirtschaftlichen Zentrum SG in Salez und war von klein auf gewohnt, im eigenen Betrieb mitanzupacken. «Ich machte einfach das, was gerade anfiel – vom Heuen im Sommer bis zum Betonieren von Siloplatten», erinnert sich der agile Mittsechziger. Werner Marty senior kannte er schon damals «von der Alp». Und als der ältere Bruder schliesslich den väterlichen Hof übernahm, war für Christian der weitere Berufsweg klar. «Ich griff zum Hörer und fragte Werner Marty, ob er Arbeit für mich hat», erzählt er mit einem freundlichen Lächeln. 1982 noch als Saisonarbeiter in den Wintermonaten angestellt, um in der warmen Jahreshälfte auf dem Bauernhof aushelfen zu können, folgte 1988 schliesslich die 100%-Anstellung.

«Zu Beginn war ich noch viel mit Pickel und Schaufel unterwegs. Eine der ersten Arbeiten war damals direkt an der Strasse beim MARTY-Firmengebäude das Verlegen von Fernsehkabeln», erinnert sich der Rheintaler. «Der Senior hat mir damals viel gezeigt und beigebracht, aber das meiste musste man doch selbst auf der Baustelle herausfinden und lernen.» Parallel zur Bauarbeit gab es immer wieder Weiterbildungen. So absolvierte Christian unter anderem auch einen Vorarbeiterkurs sowie Ausbildungen im Bereich Vermessung. Als MARTY mit der Zeit immer mehr wuchs und Inventar und Personal aufstockte, wurden auch die Aufgabenfelder für den verlässlichen Mitarbeiter der ersten Stunde immer vielschichtiger: Neben Erschliessungen, Bachverbauungen oder Quellfassungen war Christian etwa auch beim Strassenbau, bei einzelnen Hochbauprojekten und immer wieder als Baggerfahrer gefragt. Die Baustellen lagen dabei meist in der unmittelbaren Region. Auf Montage mit wochenlangen, auswärtigen Übernachtungen ging es für Christian praktisch nie. So kommt es auch, dass der Grabser nahezu an jedem Eck seiner unmittelbaren Heimat auf ehemalige Baustellen stösst: «Ich habe bis heute grosse Freude daran, sehr häufig über Strassen zu fahren, die vor Jahrzehnten von Kollegen und mir gebaut worden sind – und die vor allem bis heute tadellos in Schuss sind.»

«Ich habe bis heute grosse Freude daran, sehr häufig über Strassen zu fahren, die vor Jahrzehnten von Kollegen und mir gebaut worden sind – und die vor allem bis heute tadellos in Schuss sind.»

Christian Eggenberger, Baupolier

Die aktuelle Baustelle in Wartau wird später wohl auch einmal zu jenen stillen Erfolgsgeschichten zählen. Christians ruhige und konzentrierte Art lässt die Arbeiten zügig voranschreiten. Nach mehr als zwei Stunden ist daher auch Zeit für ein Znüni in der Krone in Trübbach. Für Christian eine willkommene Gelegenheit, um dort in der Beiz wieder einmal Kollegen vom Tiefbau und Magaziner zu treffen. Die gute Stimmung und das herzliche Miteinander ist spürbar, dauert allerdings nur kurz. Bereits nach einer Viertelstunde hat Christian zur Stärkung ein Paar Wienerli mit Brot gegessen und einen Kaffee getrunken. Gemeinsam mit den Kollegen verlässt er das Lokal und fährt wieder Richtung Arbeit.

Auf der Baustelle besteigt Christian das Führerhaus und baggert mit Sorgfalt und Geschick weiter. Immer wieder verlässt er zwischendurch die Kabine und steigt und klettert zügig in der Baugrube umher, um sich ein besseres Bild von der Beschaffenheit des Bodens und eventuell versteckt liegender Leitungen zu machen. Wie bleibt man nach so vielen Jahren auf dem Bau eigentlich derart fit und ohne körperliche Beschwerden? «Ich arbeite einfach gern und immer – auch zuhause. Das hält einen in Schuss. Und ganz wichtig: stets mit passendem Tempo und ohne Hektik», verrät Christian. Etwas, was gerade im Baugewerbe nicht immer einfach ist. «Früher war doch deutlich weniger Zeitdruck zu spüren. Heute sollte man am besten fertig sein, bevor man beginnt», scherzt der erfahrene Vorarbeiter. «Man darf sich aber niemals stressen lassen – selbst wenn einer vor Dir noch so hoch und aufgeregt hüpft. Das bringt nichts und führt nur zu zusätzlichen Problemen.»

17 Uhr 30. Der Arbeitstag in Wartau geht zu Ende. Gemeinsam mit seinen Kollegen verräumt Christian Werkzeug und Material und sichert die Baustelle ab. Beim Beladen des Transporters beschreibt der 64-Jährige noch kurz die technische Entwicklung, die er in den letzten Jahrzehnten miterlebt hat: «Es ist Luxus, was heute alles möglich ist. Allein GPS und die Lasertechnik haben auf dem Bau sehr viel vereinfacht. Und natürlich auch das umfassende Inventar und jede Menge Spezialwerkzeuge. Früher hatte man manchmal nur einen einzigen Bagger für fast alle Arbeiten zur Verfügung.» Trotz positiver Einstellung zur modernen Technik kennt Christian aber auch deren Tücken: «Den eigenen Kopf und Hausverstand darf man trotzdem nie ausschalten. Die sind zur Kontrolle nach wie vor unverzichtbar. Egal ob beim Berechnen von Betonmengen oder beim Baggern.»

«Den eigenen Kopf und Hausverstand darf man trotzdem nie ausschalten. Die sind zur Kontrolle nach wie vor unverzichtbar. Egal ob beim Berechnen von Betonmengen oder beim Baggern.»

Christian Eggenberger, Baupolier

Zurück auf dem MARTY-Firmengelände folgen noch die letzten Handgriffe des Arbeitstages: das Ausräumen des Fahrzeuges und die Reinigung von Material und Kleidung. Für Christian kommt heute noch ein überraschender, wohltuend erfrischender Handgriff hinzu: Werner Marty senior hat seinen altgedienten Mitarbeiter auf dem Hof entdeckt und lädt ihn spontan auf ein gemeinsames Feierabendbier ein. Die beiden Männer nehmen kurzerhand auf Betonrohren Platz und prosten sich lachend zu, während sie entspannt über den zu Ende gehenden Arbeitstag plaudern. Das Gespräch verläuft wie immer herzlich und auf Augenhöhe. «Auch wenn einmal etwas nicht gut war, habe ich das eigentlich immer mit dem Senior oder Junior klar ansprechen können. Das ist sicher keine Selbstverständlichkeit und diese Offenheit wurde und wird auch stets von beiden gut und konstruktiv aufgenommen», hebt Christian das gute Arbeitsklima bei MARTY hervor. Die abendliche Unterredung mit dem Seniorchef dauert allerdings nur wenige Minuten. Schliesslich warten bei dem Grabser Bauarbeiter zuhause bereits sehnsüchtig ein paar Haustiere, die dringend versorgt werden müssen: neben einigen Hühnern auch noch Kaninchen, eine Katze sowie ein Appenzeller-Mischlingshund. Ausserdem wird für den umtriebigen Rentner auch der morgige Tag wieder früh beginnen: um 6 Uhr 30 auf dem MARTY-Firmengelände in Azmoos.

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